Messe als liturgische Inszenierung

Aus Mittelalter-Lexikon
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Messe als liturgische Inszenierung (Liturgie, von mlat. liturgia, zu grch. leitourgia = öffentlicher Dienst). Jede kath. Messe, gleich ob allsonntägliche Veranstaltung oder feierliches Hochamt an Festtagen, hatte zum Ziel, die Besucher im Glauben zu unterrichten und zu bestärken. Um sie dafür umso empfänglicher zu machen, sie dem Alltag zu entrücken und ihre Gefühlslage bis zur Ekstase zu erheben, bediente man sich eines ganzen Arsenals von Reizen. Der feierliche Raum, Musik, Gesang, Glöckchenbimmeln und Glockenklang, strahlender Kerzenschein und geheimnisvolles Dunkel, Weihrauchschwaden, der Zelebranten Bewegungen, Gesten, Gewandung und geheimnisvoller Sermon, die mystische Ausstrahlung der zur Schau gestellten Wandmalereien, Tafelbilder, Skulpturen, Reliquienschreine, der Glanz von Gold und Edelsteinen bildeten ein Szenarium von suggestiver Wirkung. Die Inszenierungen konnten je nach Festkalender und örtlicher Tradition in besonderen Segnungen, Prozessionen, Mysterienspielen oder Heiltumsweisungen gipfeln. Von all dem mussten Menschen im MA., deren Alltag wenig Abwechslung bot und weit entfernt von der Reizüberflutung der Moderne war, zutiefst aufgewühlt werden.
(s. Geistliches Spiel, Heiltumsweisung, Kirchenfeste, Liturgie, Messe (kath.), Paramente, Weihrauch)