Sand

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sand (mhd. sant = Sand, Strand, Ufer, sandige Fäche, Kampfplatz; mhd. auch: griez, davon griez-stein = Mühlstein; lat. harena, sabulum, pulvis). Feinkörnige Verwitterungssubstanz aus Quarzgestein (Siliciumdioxid). Gewonnen aus Sanddünen am Meeresstrand, aus Sandbänken in Flüssen oder aus oberflächennahen Lagerstätten; selten als Nebenprodukt der Goldwäscherei. Je nach Korngröße bezeichnet als Feinsand (0,06 - 0,2 mm) oder Mittelsand (0,2 - 0,6 mm).
Äußerst vielfaltig war die Nutzung von Sand: sei es zum Fegen der Böden oder zum Scheuern von Tiegeln und Pfannen, als Bodenbelag für die Turnierbahn, als Ausgangsprodukt für die Glasherstellung oder als Mittel zum Zähneputzen, als Schleif- und Poliermittel, als Mittel zum "Löschen" (= Trocknen) der schreibnassen Tinte, als Bestandteil von Mörtel und Zement oder als Betriebsmittel der Sanduhr.
In der Volksmedizin galt Scheuersand, mit Wasser eingenommen, als Mittel gegen "kaltes Fieber" (Schüttelfrost bei Malaria). Geschwollene Glieder behandelte mit einem heißen Sandbad. In der gelehrten Medizin wurde Heilsand zunächst von den Arabern benutzt: Avicenna schreibt dem Bolus Armenicus blutstillende Wirkung zu und hält sie für nützlich bei Pestbeulen und Verwundungen, bei Fieber, Katarrhen und Kopfschmerzen sowie bei Entzündungen der Atemwege und des Verdauungstraktes. Die Heilanzeigen des Avicenna wurden im 11. Jh. auch im christl. Abendland bekannt, so z.B. im "Liber graduum" des Constantinus Africanicus (11. Jh.) und im "Circa instans" (um 1150) des Matthäus Platearius. In Apotheken wurden Heilerden wie ®Terra sigillata und ®Bolus Armenicus gegen vielerlei Leiden angeboten, jedoch waren diese sehr teuer und nur wenigen Reichen verfügbar. Möglicherweise gehen die unter ®Schleifspuren erwähnten Rillen und Näpfchen darauf zurück, dass sich das gemeine Volk "Heilsand" durch Wetzen an Sandsteinmauern selbst besorgt hat. (Im Rahmen seiner Recherche zu Schleifspuren hat der Verfasser mittels eines Stahlinstruments feinstes Steinmehl von heimischem Buntsandstein erschabt und von der Firma FIATEC in 95326 Mainleus auf Korngröße untersuchen lassen. Dabei ergab sich eine durchschnittliche Korngröße von ca. 16 µm (0.016 mm). Das Material wäre also zu fein für Scheuerzwecke und nur als Schreibsand oder für medizinische Anwendungen tauglich gewesen.)
(s. Bausand (s. Mörtel, Putz, Zement), Glasherstellung, Sanduhr, Schreibsand (s. Schreiben), Zahn- und Mundpflege)