Schmuck

Aus Mittelalter-Lexikon
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Schmuck (mhd. smuc = Zierat; auch gesmuc, gesmide; lat. mundus muliebris, res pretiosae, ornatus). Das allgemeinmenschliche Bestreben, sich selbst und seine Umgebung – zumindest zu bestimmten hohen Zeiten – mit allerlei Zierrat zu verschönern, brachte im FMA. nur bescheidene, bis zum SMA. immer reichere und allgemeinere Erscheinungen hervor.
Seit jeher trug wertvoller Schmuck an Körper und Kleidung zur Erhöhung des Ansehens ranghoher Personen – weltl. Machthaber wie hoher Gottesdiener – bei, und zur Betonung weiblicher Schönheit. Das europ. MA. wird als schmuckarme Epoche angesehen, aus der hauptsächlich herrscherlicher und sakraler Schmuck überliefert ist. Aus dem FMA. haben sich kunstvoll aus Gold oder Silber gearbeitete und mit ®Edelsteinen, ®Perlen und ®Emaillen geschmückte Herrschaftszeichen (weltl. und geistl. ®Insignien) erhalten. Formal standen sie in der Tradition der antiken und der byzantin. Kunst. Im HMA. entwickelte sich eine profane Juwelierskunst, deren Erzeugnisse von Damen höfischer Kreise wie von Frauen weniger elitären Schichten getragen wurden (Fürspan, Fibel, Fingerringe, Ohrringe, Armreifen, Prunkgürtel, Halskette, Anhänger, Haarnadeln, Diadem). Des Schmuckes (und der Identifizierung) wegen trugen Ritter Helmzier (s. Zimir), ®Helmdecke und Prunkharnisch (s. Harnisch) und suchten Angehörige der gehobenen Stände mit der wechselnden ®Mode Schritt zu halten. Der Kirche galt das Tragen von Geschmeide als Zeichen teuflischer Verführungskunst, entsprechend harsch war ihre Kritik. Ratsbeschlüsse wandten sich vom 14. Jh. an gegen übergroße Kosten und ärgerniserregende Zurschaustellung von Schmuck (s. Luxusordnungen).
Um die Ehre Gottes zu mehren und um die menschlichen Sinnenfreude anzusprechen versah die Kirche ihren Kult und ihre kultischen Räume mit kostbarem schmückenden Beiwerk von Priestergewändern, liturgischem Gerät, malerischem und figürlichem Raumschmuck usf. Die Kathedralen der Gotik waren letztlich ein einziges glanzvolles Schmuckwerk zum Preise Gottes – und zur Bestätigung des Selbstwertgefühls der Bürger.
Auch im profanen Bereich suchte man sein Umfeld zu schmücken. Im Wohnraum finden sich künstlerisch gestaltetes Alltagsgerät und Mobiliar, Figurinen- und Blumenschmuck, bemalte Wand- und Deckentäfelungen, schmückende Tapisserien und vieles andere mehr. Repräsentative Straßen und Plätze des Stadtraums wurden an hohen Feiertagen oder beim festlichen Empfang hochrangiger Persönlichkeiten mit Fahnen, Wimpeln, Blumen und jungem Grün, mit bunten Tüchern und ausgebreiteten Teppichen geschmückt.
Der ma. Aberglauben machte sich auch bei der Gestaltung von Geschmeide bemerkbar, indem er Material, Farbe, Form und Zahl nach magischen Gesichtspunkten, meist im Sinne eines Abwehrzaubers bestimmte.
(s. Amulett; Edelsteine, magische Wirksamkeit der; Glasperlen; Goldschmiedekunst; Kranz; Münzen als Schmuck; Ring)