Schwert
Schwert (mhd. swerd, sahs, mezzer; auch vehtisen = Fechteisen oder schlechthin "daz wafen"; lat. gladius, ferrum). Das gerade Langschwert war die wichtigste Hiebwaffe bevorrechtigter Schichten für den Nahkampf. Damit zu stechen oder zu stoßen galt ursprünglich als unritterlich, ja verbrecherisch. Für den mittelalterlichen Ritter war es – neben der Lanze – die Hauptwaffe. Es hatte einen Griff (helze, gehilze), der notfalls mit beiden Händen gefasst werden konnte, einen flachen, pilzförmigen Knauf (knopf), gerade Parierstangen, eine breite, 1 bis 1,2 m lange Klinge mit Hohlkehle („Blutrinne“) und gerundetem oder spitzem Ende. Der Mittelteil der Klinge wurde „valz“, die Schneide „ecke“, die Spitze „ort“ genannt.
Auf der Jagd trug nur der Herrenjäger ein Schwert und nutzte es dabei auch zum Stechen.
Entsprechend seiner Wertschätzung als Waffe und Standeszeichen wurde es kunstvoll und aus bestem Material gefertigt. Der Ritter führte es nur zum Kampf in einer Scheide aus Holz oder Leder bei sich, im übrigen ließ er es sich von seinem Knappen nachtragen, wobei das Gehänge sorgfältig um die Scheide gewickelt war. Das Schwertgehänge (schwertvezzel; mlat. cingulum militare) bestand aus einem Ledergürtel und der mit Riemen daran befestigten Scheide (Taillengehänge). Als wertvollster Besitz des Ritters wurde das Schwert durch Namensgebung personifiziert; bekannt wurden die Schwerter Balmung, Miming, Eckesachs, Nagelring, Durindart, Waske oder Excalibur. Im Schwertgriff verwahrte Reliquien oder Schwertinschriften („in nomine domini“, „ave Maria“, „ich dien“) sollten die magische Kraft des Schwertes erhöhen. Das Schwert Rolands soll der Sage nach im Knauf einen Zahn St. Petri, Blut des hl. Basilius, Haare St. Dionysii und ein Stück Gewand Mariens enthalten haben. Die Inschrift auf dem Schwert des Reichsschenken Konrad von Winterstetten hat Rudolf von Ems verfasst:
Kuonrat, vil werder schenke
von Winterstetten hochgemuot,
hie bi du min gedenke:
la ganz deheinen isenhut!
Da das Schwert häufig auch zum Schwur und zur Vollstreckung des Todesurteils benutzt wurde, symbolisierte es das Recht und die vollstreckende Gewalt („potestas gladii“). – Wer sich nach verlorengegebenem Kampf in die Gnade des Gegners gab, fasste die Klinge seines Schwertes und bot dieses mit dem Griff voran dem Sieger an. Mit dem Aufkommen des Plattenharnisches im 14./15. Jahrhundert, dem mit Schwerthieben kaum mehr beizukommen war, wandelte sich das Schwert von einer Hieb- zur Stichwaffe. Am Ende des Mittelalters. kamen – zunächst in der Eidgenossenschaft – lange, beidhändig geführte Schwerter („Bidenhänder“) für unberittene Kämpfer auf; sie hatten eine überbreite Parierstange und oft eine wellenförmige („geflammte“) Klinge (s. Flamberg). Da sie oft geführt wurden, um pikenstarrende Gewalthaufen aufzubrechen und um den nachfolgenden Soldnern einen Weg zu bahnen, wurden sie „Gassenhauer“ genannt.
Spezialisten in der Herstellung von hochwertigen Schwertern waren Klingenschmiede (mlat. gladiatores) und Schwertfeger.