Turnierregeln

Aus Mittelalter-Lexikon
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Turnierregeln. Das Turnier des Spätmittelalters, eine der hohgeziten der höfischen und patrizischen Gesellschaft, ist im 12. Jh. aus der Kampfesübung (exercitium militaris, simulacrum belli) der Reiterkrieger hervorgegangen. Dementsprechend war das Reglement anfangs schlicht, nur auf das möglichst unversehrte Überleben der miteinander trainierenden Ritter und auf die Schonung der wertvollen Turnierhengste ausgerichtet. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Charakter des Turniers hin zu einem festlichen Kampfspiel, bei dem jedoch Spiel und tödlicher Ernst stets nahe beieinander lagen. Ein immer komplizierter werdendes Regelwerk sorgte für die Exklusivität der Turnierer (mhd. turneiliute, turneisaere), deren moralische Unbedenklichkeit, für korrekte Waffenarten, Kampfesweisen und Ruhepausen, für Trefferwertungen und Abqualifizierung von nicht-commentmäßigen Kampfesweisen, für Siegesprämien der Gewinner und materielle Verluste der Unterlegenen und für vieles andere mehr. Als Quelle für Turnierregeln dienen zeitgenössische Ritterromane, Satzungen der Turniergesellschaften und die im Spätmittelalter aufblühende Turnierliteratur. Im Folgenden einige spätmittelalterliche, auf das Tjostieren bezogene Turnierregeln: Höchste Bewertung erhielt einer, der seinen Gegner durch Lanzenstoß aus dem Sattel geworfen oder Ross und Reiter zu Fall gebracht hatte. Gleich dahinter rangierte das Brechen zweier Lanzen Krönlein zu Krönlein (d.h. Spitze zu Spitze). Als drittbeste Leistung galt das dreimalige Treffen des Visiers mit der Lanzenspitze, Viertbester war, wer die meisten Lanzen gebrochen hatte. Punktabzüge gab es für das Brechen der Lanze am Sattel des Gegners oder für das Treffen der Mittelplanke; disqualifiziert wurde, wer seinen Gegner in den Rücken traf, wer ein Pferd traf oder wer zweimal den Helm abnahm, ohne dazu durch Schwierigkeiten mit seinem Ross gezwungen gewesen zu sein.