Vaganten

Aus Mittelalter-Lexikon
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Vaganten (v. lat. vagans, -antis = umherziehend, fahrend). Von den vielen unterschiedlichen Fahrenden des MA., etwa Kaufleuten, Saisonarbeitern, Spielleuten, Gelehrten usf. (s, Reisende), sind die unter der neuzeitlichen Bezeichnung "Vaganten" bekannten Typen zu unterscheiden. Vaganten waren Studenten (Scolares vaganti) oder Studierte (Kleriker), die von einem Studienort zum anderen wechselten oder aus Abenteuerlust auf Wanderschaft waren, auch entlaufene Mönche, "ewige" Scholaren oder stellungssuchende Universitätsabsolventen. Sie zogen wie fahrende, heimatlose Leute über Land, wobei viele von ihnen ihren Unterhalt mit dem Vortrag von z.T. selbstgedichteten lat. Liedern (s. Vagantenlyrik) bestritten. Ihr Publikum suchten sie unter dem lateinkundigen Teil der Bevölkerung, also an Schulen und Universitäten, in Klöstern und Dom- und Sriftskapiteln.
Das Vagantentum blühte zusammen mit den Universitäten im 12./13. Jh. auf, verbreitete sich von Frankreich aus in ganz Europa und war ein Symptom für das Ende der rein geistlichen Weltanschauung und für aufkommende Opposition gegen weltl. und geistl. Autorität. Im 13. Jh. wurden die Vaganten als "Gelehrtenproletariat" wegen Verwahrlosung und Kriminalität verfolgt, im 15. Jh. sind sie verstummt. Als Fahrende zählten die scolares vaganti zur gleichen Gruppe wie umherziehende ®Spielleute und ®Goliarden (vagi), wenngleich sie rechtlich und im Ansehen nicht so niedrig standen wie diese.
(Sprecher s. Spruchdichtung)