Vasall

Aus Mittelalter-Lexikon
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Vasall (mhd., von kelt. gwas = junger Sklave; mlat. vassus, vasallus). So hieß im Frankenreich der Freie, der in einem persönlichen Treueverhältnis zu einem mächtigen Herrn als Schutzherrn stand. Der Eintritt in die Vasallität wurde durch den rituellen Akt der "commendatio" (Ergebung) vollzogen, bei dem der Vasall symbolhaft seine Hände in die des Herrn legte und im "huldeswuor" Treue gelobte. Aufgrund des eingegangenen personenrechtlichen Verhältnisses ergaben sich Schutz- und Gehorsamspflichten für die Beteiligten. Der Vasall genoss Schutz und besondere Rechte, für die er Treue und Gehorsam schuldete und Kriegs- und Ratsdienste (auxilium et consilium) leistete. Ursprünglich wurde er von seinem Herren mit allem Lebensnotwendigen - Nahrung, Kleidung, Bewaffnung - ausgestattet. Etwa ab der Karolingerzeit erhielt er zur Sicherung seines Unterhalts ein ® Lehen (beneficium), wurde zum Lehensmann. Zwischen Lehnsherrn und Vasall bestand ein quasiverwandtschaftliches Verhältnis: Der Lehnsherrn hatte Rechte, die sonst nur den Blutsverwandten des Vasallen zukamen. So übte er beim Tod des Vasallen das Vormundschaftrecht über dessen Söhne und das Verheiratungsrecht über dessen Töchter aus, schuldete er dem Vasall – wie dieser umgekehrt ihm – Beistand im Fall einer Blutrache, wie er nach den alten Stammesrechten nur von Blutsverwandten geschuldet war.
Einen Sonderstatus hatten Kronvasallen (vassi regis), die durch einen Lehnseid dem König besonders eng verbunden waren.
Dadurch, dass Lehen erblich und mehrfache Vasallität allgemeiner Brauch wurden, trat das materielle Element der Vasallität zum Nachteil des persönlichen Treueverhältnises zunehmend in den Vordergrund. Bischöfe und Äbte wurden durch die Belehnung mit Regalien zu Kronvasallendes Königs als oberstem Lehgensherren. Bis zum HMA. hatte sich die Feudalisierung - wenn auch mit regionalen Unterschieden - europaweit ausgebreitet und spielte beim Aufbau der Landesherrschaftim SMA. eine bedeutende Rolle.
(s. beneficium, Heerschild, Kommendation)