Harmonie

Aus Mittelalter-Lexikon
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Harmonie (grch./lat. harmonia, = Fügung, wohltönender Zusammenklang, als musikal. Fachausdruck seit dem 16. jh. geläufig; lat. consonantia). Von zentraler Bedeutung für die ma. Kunst war die Musiktheorie, wie sie im System der artes liberales gelehrt wurde. Sie basierte auf den Lehren der Pythagoreer, denenzufolge die ganze Welt nach ganzzahligen Proportionen aufgebaut war. Über Boethius kam die griechische Proportionenlehre ins lateinische MA. und wurde zur Richtschnur für ®Musik und ®Architektur sowie für die Lehre von der ®Sphärenharmonie. Ganzzahlige Proportionen bestimmten die Harmonik des Gregorianischen Gesanges ebenso wie die Abmessungen romanischer Kathedralen oder die Ordnung des Weltalls. Als Beispiel sei die Ordnung eines hochromanischen Doms skizziert: an das Vierungsquadrat (Kantenverhältnis 1:1, dem Einklang entsprechend) gruppieren sich östlich das Chorquadrat, nördlich und südlich die Querhausquadrate, wodurch jeweils das Verhältnis 1:2 gebildet wird, was der Oktave entspricht. Die Längsachse entsprich mit dem Zahlenverhältnis 2:3 (Vierungs- plus Chorquadrat zu drei quadratischen Langhausjochen) der Quinte. Das Verhältnis von 3 Langhausjochen zu je 4 Seitenschiffjochen entspricht der Quarte.
Christlich-philosophische Schriften zur Harmonienlehre stammen u.a. von ®Dionysius Areopagita („De celestis hierarchia“, „De mystica theologia“) und von ®Hugo von St. Victor („De consecratione ecclesiae sancti Dionysii“).
(s. Ästhetik, gebundenes romanisches System, Monochord, Proportion, Zahlensymbolik)