Humor
Humor (neuzeitl. Lehnwort; v. lat. [h]umor = Feuchtigkeit). Gemäß der ma. Naturlehre (s. Säftelehre) lagen den menschlichen ®Temperamenten bestimmte Säftekonstellationen zugrunde. So wurde auch eine souveräne, heiter-gelassene, nachsichtige Haltung auf innerkörperliche Sekretionsverhältnisse zurückgeführt. Wenn so wenig Belege über Humor aus dem MA. auf uns gekommen sind, so dürfte dies in den widrigen Zeitumständen begründet sein, die den Humor nicht blühen ließen, sowie in dem geistigen Klima unter einer prinzipiell humorlosen Kirche. Die ma. Schwankdichtung (s. Schwank) und das ma. Schwänkespiel (s. Arztspiel, Fasnachtsspiel, Gerichtsspiel, Neidhartspiele) waren eher von derber Komik als von Humor gekennzeichnet. Wo Ridicula in Heiligenlegenden oder in Predigten verwendet wurden, wollte man nach dem Grundsatz „ludicra seriis miscere“ die Aufmerksamkeit des Publikums wach halten. Die ma. ®Groteskfiguren lassen Sinn für Humor erkennen, etwa wenn die Nichtigkeit spielerischer Beschäftigung in der Drolerie schachspielender Affen persifliert wird. Auch die Initialkunst der Buchmalerei ist nicht gänzlich frei von spielerischem Humor, wie etwa in Buchstabenform gezwungene Figuren beweisen. Fast stets ist dabei jedoch der erhobene Zeigefinger des Moralisten zu erspüren. - Humor scheint auch in vielen Sprüchen der Weistümer auf, etwa wenn es heißt: "... der Müller soll auf dem Dachfirst seiner Mühle stehen, ein Ohr in eine Hand nehmen, den anderen Arm zwischen Kopf und dem das Ohr haltenden Arm durchstoßen und eine Sichel in die Hand nehmen. So weit er die Sichel zu werfen vermag, so weit dürfen seine Hühner gehen." (Zit. nach S. Epperlein.) Die Absicht hinter dem scherzhaften Spruch war, die Hühner des Müllers möglichst von den benachbarten Höfen und Feldern fernzuhalten.
(s. Kinderbischofspiel, Komik, Lachen,Schulabtspiel)