Mittelalterforschung

Aus Mittelalter-Lexikon
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Mittelalterforschung. Um sich einer Zustandsbeschreibung aller Bereiche des Lebens anzunähern, bedient sich die Mittelalterarchäologie eines ganzen Arsenals von Arbeitsweisen und Techniken. Es werden schriftliche Quellen (Chroniken, Akten, Urkunden, literarische Werke) und bildliche Darstellungen (Gemälde, Miniaturen, Reliefs etc.) analysiert, erhaltene Hoch- und Tiefbauten auf technisches oder künstlerisches Vermögen hin untersucht, Fundamente abgegangener Bauten systematisch ergraben, topographische Gegebenheiten anhand von Luftaufnahmen erfasst und kartographiert, das Alter von Bauteilen oder Artefakten bestimmt (s. Dendrochronologie), Brunnen, Abfallgruben und Latrinen auf Reste von Gebrauchsgegenständen (Glas- und Keramikscherben, Leder- und Stoffreste usf.) sowie auf Spuren von Nahrungsmitteln oder Darmparasiten hin durchsucht, Knochen- und Grätenfunde nach pathologischen, paläoanthropologischen oder -zoologischen Gesichtspunkten eingeordnet, Pflanzenteile (z.B. Samen), mithilfe paläobotanischer Methoden zeitlich zugeordnet, die Funktion und Leistungsfähigkeit technischer Erzeugnisse wie etwa Katapulten, Kränen oder Schiffen anhand von Nachbauten ergründet, paläoklimatologische Forschungen anhand von Eis-Bohrkernen und Pollenanalyse betrieben, die Wanderbewegungen von Steinmetzen (-bildhauern) aus Stilvergleichen erschlossen u.v.a.m.
Wenn auch trotz aller dieser Anstrengungen Kenntnisdefizite bestehen bleiben, so fügt sich doch ein erstaunlich detailreiches Bild des Mittelalters zusammen, dessen Konturen umso schärfer sind, je kürzer der jeweilige zeitliche Abstand ist.
(s. Abfallbeseitigung, Abort, Annalen, Chronik, Dokument, Fundamente, Klima, Körpergröße, Krankheiten, Kriegsmaschinen, Parasitenbefall, Rechtsgeschichte, Tierhaltung)