Unglück

Aus Mittelalter-Lexikon
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Unglück (mhd. ungelücke, unsaelde, unheil; lat. calamitas, miseria). Dem ®Glück diametral gegenüberstehendes menschliches Empfinden, herrührend von als stark verletzend empfundenen körperlichen oder seelischen Erlebnissen. Das Gefühl des Unglücklichseins kann von Verstimmung und nagendem Gram bis hin zu Verzweiflung und Lebensüberdruss reichen. Die Menschen des christl. MA. versuchten auf mannigfaltige Weise, dem Unglück vorzubeugen oder abzuhelfen, wobei sie Mittel anwandten, die jenen entsprachen, derer sie sich zur Glückssuche bedienten: sie beteten zu Gott und den Heiligen um Abhilfe, betrieben Dämonen- und Hexenabwehr und vermieden, an Unglückstagen Wichtiges zu unternehmen oder einzuleiten u.a.m.
Im christl. Glauben galt Unglück als von Gott verhängte Strafe für sündhafte Taten. Größtmögliches Unglück, äußerste Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung wurde darin gesehen, zur unendlichen Höllenstrafe verdammt zu sein. Und dies weniger wegen der endlosen Qualen, sondern wegen der damit verbundenen Gottesferne.
Der autobiographische Roman „Historia calamitatum mearum“ des Peter Abaelard (11./12.) beschreibt sowohl die Seligkeit des glücklich Liebenden als auch Unglück und Verzweiflung des Gescheiterten. Das epische Gedicht „Commedia“ des Dante Alighieri (13./14. Jh.) handelt von Zuständen extremen Unglücks (beim Verlust der geliebten Beatrice) und äußersten Glücks (bei der Wiedervereinigung mit ihr und der Anschauung Gottes im Paradies).
(s. Abwehrzauber, Apotropäische Bauplastik, Exorzismus, Hölle, Prodigia, Tagwählerei, Unglückstage, Wetterzauber)