Buchhaltung

Aus Mittelalter-Lexikon
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Buchhaltung. Hier ist darunter die Aufzeichnung von geschäftlichen Tatsachen verstanden, wie sie zur besseren Übersicht, Kontrolle und Archivierung eines landwirtschaftlichen oder gewerblichen Betriebes nötig ist. Derartige Aufzeichnungen führte man schon im FMA. an den Hofgütern und Reichshöfen Karls d. Gr. und in Klosterbetrieben. (Nach der Regel des hl. Benedikt sollte aufgeschrieben werden, "was der Abt ausgibt und was er zurückbekommt".)
Die Darstellung der Zahlen erfolgte ursprünglich in röm. Ziffern, ab etwa 1000 zunehmend in arab. Zeichen und nach dem Dezimalsystem. Dazu kam es durch arabisch-byzantinische Einflüsse in den großen oberitalienischen Handelsstädten (Florenz, Genua, Venedig), die ausgedehnten Land- und Seehandel betrieben. Von dort übernahmen es auch deutsche Handelsunternehmen (Hansestadt Lübeck, 12. Jh.). Förderlich wirkte nicht zuletzt die zunehmende Alphabetisierung der Kaufmannschaft. Als älteste kaufmännische Aufzeichnung des Abendlandes gilt ein Genueser Kartular von 1157. Um 1180 entstand das Verzeichnis eines Lübecker Tuchhändlers über 170 Handelsgeschäfte, vorwiegend Verkäufe auf Kredit. Ältestes erhaltenes deutsches Kaufmannsbuch ist das Schuldbuch der Nürnberger Familie Holzschuher aus Nürnberg (1304).
Neuerungen ergaben sich zwischen 1340 und 1440 durch die zusätzliche Führung von Sachkonten zu den üblichen Personenkonten, durch die Doppelte Buchführung (ältester Beleg Genua, 1340), des Kapitalkontos (1395) und des Gewinn- und Verlustkontos (1430). Ende des 15. Jh. erscheint erstmals der deutsche Begriff Buchhalter. (Bei der Doppelten Buchführung werden im Unterschied zur einfachen Buchung auch Schulden [debit nobis pro = schuldet uns für] und Guthaben [recipimus in = wir nahmen ein] inklusive Vermögen [Bargeld, Grundstücke, Warenbestand usw.] gebucht.)
(s. Breviarium rerum fiscalium, Kanzlei, Kopialbuch, Schreiber, Schreinsbuch, Tafelgüterverzeichnis, Urbar, Zahlzeichen)