Frauenmystik
Frauenmystik. Seit dem ausgehenden 12. Jh. erscheint in religiösen Frauengemeinschaften – wie den Beginen oder den Tertiaren der Bettelorden – ein neuer Typ der „mulier sancta“, der im wesentlichen dadurch charakterisiert ist, dass er den direkten Kontakt mit Gott sucht und findet. Indizien für diese persönliche Kontaktaufnahme mit der Gottheit waren mystische Gaben (Charismen) wie Ekstasen, Visionen, Auditionen, Prophetie, Stigmatisation u.a.m. Mitverantwortlich für das gehäufte Auftreten frauenmystischer Erlebnisse dürfte gewesen sein, dass Frauen der Zugang zu den Universitäten und Ordensschulen verwehrt war, ihnen also der intellektuelle Weg der Gotteserkenntnis weitgehend verschlossen blieb. Auch von ihren geistlichen Betreuern haben sie wohl kaum gelehrte Erkenntnisse vermittelt bekommen, eher wurden sie von diesen zur Reflektion und zur Niederschrift ihrer mystischen Erfahrungen angehalten. Unklar ist auch, ob sich in der frauenmystischen Literatur das mystische Erlebnis unmittelbar und unrezensiert niedergeschlagen hat, oder ob dieses erst nach eingehender Reflexion, womöglich unter Assistenz einer Mitschwester oder eines Seelsorgers, zu Papier gebracht wurde. Vielfach dürfte auch die sexuelle Frustration Grund für erotische Gotteesbegegnungen voller "sueze" und "trunkenheit" gewesen sein (s. Agnes Blannbekin).
Viele Verhaltensweisen mystischer Frauen waren den Zeitgenossen suspekt, wurden sogar in Zusammenhang mit Besessenheit oder Hexerei gebracht. Der Amtskirche waren Mystikerinnen eo ipso unbequem, bedurften sie doch nicht deren Mittlerschaft auf dem Weg zu Gott. Manche Charismatikerin wurde als Betrügerin oder als Teufelsbraut angeklagt, gar abgeurteilt, wenigen wurde spätere Rechtfertigung zu Teil (Jeanne d´Arc; Birgitta von Schweden s. Birgitten).
Mit dem Eintreten der Menopause blieben bei vielen Mystikerinnen ekstatische Zustände aus.
(s. Christina Ebner (Mystikerin); Elisabeth von Schönau; Hadewijch von Antwerpen; Katharina von Siena; Langmann, Adelheid; Mystik; Margareta Porete)