Leich

Aus Mittelalter-Lexikon
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Leich (von got. laiks = Tanz; ahdt. leih = gespielte Weise; mhd. Form des afrz. Lai; möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen leich und laicus = weltlich). Der Lai entwickelte sich im ersten Drittel des 12. Jh. in Frankreich aus den lat. ®Sequenzen des Kirchengesangs und wurde in Deutschland zur wichtigsten Gattung der mhd. volkssprachlichen Lieddichtung. Der Leich hat – ähnlich wie die Sequenz – formverschiedene Teile, im Gegensatz zur Folge gleichgestalteter Strophen beim Lied. Frühe Leichs (ab dem 12. Jh.) hatten eher erzählenden, spätere (vom 13. Jh. an) überwiegend lyrischen Charakter. Die Thematik war unterschiedlich und reichte vom Minnedienst über Marien- und Kreuzzugsstoffen bis zu burlesken, politischen und mythisch-fiktionalen Stoffen. Charakteristisch war die paarweise Anordnung der bis zu über hundert Verse zu Doppelversen ("Doppelversikeln"). Als Dichter und Sänger des Leichs seien genannt: ®Heinrich von Rugge, ®Ulrich von Gutenburg, ®Walther von der Vogelweide, ®Ulrich von Liechtenstein, ®Ulrich von Winterstetten, ®Reinmar von Zweter, ®Konrad von Würzburg, ®Tannhäuser und ®Heinrich von Meißen (Frauenlob). Die Leichs des Letztgenannten waren sprachlich wie musikalisch derart anspruchsvoll, dass sie nur mehr einem kleinen Hörerkreis zugänglich waren.