Clara Hätzlerin

Aus Mittelalter-Lexikon
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Clara Hätzlerin (* um 1430; † nach 1476) war eine Schreiberin in Augsburg.

Tätigkeit

Clara Hätzlerin war Tochter eines in Augsburg zwischen 1409 und 1448 urkundlich belegten Notars. Als einzige namentlich bekannte Frau ihrer Zeit übte sie den Beruf einer Abschreiberin von Handschriften (Lohnschreiberin) professionell aus. Da sie 24 Jahre ihres Lebens (1452–1476) im Haushalt ihres Bruders verbrachte, kann sie nicht – wie sonst bei Abschreiberinnen üblich – Nonne gewesen sein. Bekannt wurde sie durch eine Sammelhandschrift, die sie um 1471 im Auftrag des Augsburger Bürgers Jörg Roggenburg angefertigt hat und die später mit dem Titel „Liederbuch“ versehen wurde. Darin sind – ohne Melodien – 135 Minnereden, Tage-, Weck-, Trink- und Klagelieder, Sprüche, Schwänke und Erotika verschiedener Verfasser kompiliert, darunter der Teichner, Suchenwirt, Suchensinn, der Mönch von Salzburg und Oswald von Wolkenstein. Die Entstehungszeit der Lieder reicht vom frühen 14. Jahrhundert bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (s. Liederhandschriften). Der Hätzlerin wird auch die Schrift „Von tisch zucht“ zugeschrieben, ein Lehrgedicht über die Etikette zwischen Händereinigung und Dankgebet. Unter den von ihr abgeschriebenen Werken finden sich auch „Puoch aller verpoten kunst“ von Johannes Hartlieb, ein Augsburger Stadtrechtsbuch, eine verkürzte Fassung des Schwabenspiegels und Heinrich Mynsingers „Puch von den Valcken“.