Bogenschütze
Bogenschütze (mhd. bogenaere; lat. arcarius, sagittarius). Pfeil und Bogen in verschiedenen Ausführungen als Distanzwaffen zur Jagd und zum Krieg waren seit Urzeiten bekannt. Mit berittenen Bogenschützen aus dem asiatischen Raum kam das Abendland im 5. Jahrhundert in Berührung, als die Hunnen bis nach Gallien vorstießen, im 8. Jahrhundert, als die Awaren die Pannonische Tiefebene und den östlichen Alpenraum beherrschten, und danach wieder im 13. Jahrhundert, als mongolische Reiter-Krieger in Polen und Ungarn einfielen. Auch die Wikinger wussten mit Pfeil und Bogen umzugehen.
Im europäischen Mittelalter findet der Bogen Erwähnung in karolingischen Kapitularien, ohne dass er in zeitgenössischen Quellen des Abendlandes neben Schwert und Lanze eine Rolle gespielt hätte. Erst nachdem die Kreuzfahrer unliebsame Bekanntschaft mit sarazenischen Bogenschützen gemacht hatten, kam die Waffe zu größerer Bedeutung im abendländischen Kriegswesen. Es war Edward I. von England (1239–1307), der bei seinen Feldzügen gegen Wales und Schottland den Langbogen als entscheidende Waffe einführte; er hatte im Heiligen Land die Wirksamkeit türkischer Bogenschützen kennen gelernt, und ließ gepanzerte Ritter zusammen mit Fuß-Bognern in gemischten Verbänden kämpfen. Die Bogner setzten dabei außer auf die verheerende Durchschlagskraft gezielter Einzelschüsse auf die Wirkung geballter Pfeilsalven („Pfeilhagel“). Der Umgang mit dem Langbogen erforderte große Kraft und intensives Training, folgerichtig ergingen in England Gesetze, die der männlichen Jugend die Übung mit dem Bogen zur Pflicht machten. Der Bogen blieb auch noch im Spätmittelalter neben Handfeuerwaffen in Gebrauch, hatte er doch die Vorteile höherer Schussfolge (3 bis 6 Pfeile/Min.), unkomplizierter Handhabung, geringer Störanfälligkeit, geringeren Gewichts und lautlosen Schießens.
Viele Schlachten des Spätmittelalters wurden durch Bogenschützen entschieden, so die von Crecy (1346) oder die von Azincourt (1415).