Lapidarium
Lapidarium (lat., = Steinbuch; zu lat. lapis = Stein). Zusammenstellung (vermeintlicher) magischer Eigenschaften der ®Edelsteine bzw. deren allegorischer Ausdeutungen nach christl. Verständnis. Grundlegend waren Steintraktate antiker und arabischer Überlieferung, darunter das Fragment "De lapidibus" (Peri Lithon) des Theophrast (4./3. Jh. v.u.Z.), der "Liber Damigeronis peritissimi de lapidibus" (die lat. Übersetzung einer griech. Schrift aus dem 1. Jh. u.Z.; entstanden im 5./6.Jh., Verfasser unbekannt), die Enzyklopädie "Naturalis historia" des älteren Plinius (23-79 u.Z.), das Steintraktat "De lapidum virtutibus" des byzantin. Gelehrten Michael Psellus (11. Jh.). Die aus dem arab. Kulturkreis ins christl. Abendland gekommenen mineralogischen Werke fussen ihrerseits auf griech.-röm. Schriften. Zu nennen sind das
- "De congelatione et conglutinatione lapidum" des ®Avicenna (10./11. Jh.) und das
- "Secretum secretorum" des Pseudo Aristoteles (wahrscheinlich entstanden im 10. Jh., erste vollständige lat. Übersetzung 13. Jh.)
Auftraggeber und Adressaten der großformatigen und teuren Stein-Handschriften waren Angehörige der Oberschichten, Geistliche wie Laien. - Im Gegensatz zu den reich bebilderten ma. Kräuterbüchern, die eine Identifizierung der Pflanzen erleichtern, enthalten Steinbücher der Zeit keinerlei entsprechende Illustrationen.
Lapidarien des christl. MA. verfassten u.a.:
- Isidor von Sevilla ("Etymologiarum sive originum libri XX." Buch XVI, Kap. VI De gemmis)
- Albertus Magnus (im 2. Buch seiner mineralogischen Abhandlung "Mineralium" beschreibt er 70 Edelsteine in alphabetischer Reihenfolge)
- Arnoldus Saxo ("De finibus rerum naturalium", Kap. IV ", De virtutibus lapidum)
- Marbodus Redonensis ("Liber de gemmis"; um 1095)
- Hildegard von Bingen ("Liber de lapidibus"; Beschreibung von 22 Edelsteinen sowie einiger Mineralien {Alabaster, Kalk} und deren Heilwirkungen bei Mensch und Tier); um 1150)
- ein unbekannter bayer. Benediktiner-Mönch (s. Prüller Steinbuch, 12. Jh.)
- Volmar ("Lapidarius"; Mitte 13. Jh.)
- Bartholomaeus Anglicus ("De proprietatibus rerum"; 13. Jh.)
- Thomas von Chantimpre ("Liber de natura rerum", Kap. XIV, De lapidibus pretiosis et eorum virtutibus)
- Wolfram von Eschenbach (Edelsteinverzeichnis im "Parzival")
- Konrad von Megenberg (Buch der Natur, Kap. VI, "Von den edelen stainen").
Siehe auch
- Edelsteine
- Edelsteine, magische Wirksamkeit der
- Edelsteine, medizinische Wirkung der
- Steinsegen
- Tiersteine